Ich habe mir am Donnerstag mit meiner Freundin „Baymax – Riesiges Robowabohu“ in 3D im Kino angeschaut. Im Original heißt der Film „Big Hero 6″ – da hat der deutsche Verleih mal wieder ganze Arbeit geleistet … Ich frage mich immer wie so etwas entschieden wird. Sitzen da 20 Leute in Anzügen an einem Konferenztisch und einer sagt:“Wir sind uns ja einig, dass Big Hero 6 scheiße klingt, aber ich hab eine Megaidee: Baymax – Riesiges Robowabohu!“ Entweder haben dann die anderen 19 am Tisch nichts zu sagen oder sie finden die Idee alle auch prima. Aaaaaaah!
Zurück zum Kinobesuch: Angestachelt durch den Trailer war unsere Erwartungshaltung relativ hoch. Der sehr schöne Kurzfilm „Feast – Liebe geht durch den Magen“ stimmte auf einen tollen Kinoabend ein. Aber um es vorweg zu nehmen: Wir wurden beide enttäuscht. Nicht auf ganzer Linie, aber wir gingen mit dem nervenzehrenden Gedanken nach Hause: „Wieso haben sie diesen genialen Gesundheitsroboter Baymax einer völlig öden Superheldenstory geopfert?!“
Vielleicht hätten wir wissen müssen, dass der Film auf einen Marvel Superheldcomic namens „Big Hero 6“ aus den späten 90er Jahren basiert. Die Trailer hatten aber nur den Jungen und seinen knuffigen Roboter in den Mittelpunkt gerückt, weshalb ich mich schon betrogen gefühlt habe, als der Film in der zweiten Hälfte durch Non-Stop-Action einer ganzen Superhelden-Crew absumpfte. Ein weiteres Problem sind die Mitglieder der Big Hero 6. Keiner von ihnen war mir sympathisch oder hatte einen Hauch von Tiefe. Sie waren komplett austauschbar. Zudem beleidigte die deutsche Sychronisation einer Figur meine Ohren mit einem furchtbaren Berliner Akzent. Selbst die Brandenburgerin neben mir rümpfte die Nase. Der liebenswerte Ballon-Roboter tritt im Laufe der Handlung immer mehr in den Hintergrund und verliert seinen Charme sobald er seinen roten Kampfanzug erhält. Logiklöcher klaffen auf und der Film kommt bis zum Schluss nicht mehr in die Spur.
Dabei hatte alles ganz toll angefangen: Man schließt Baymax sofort ins Herz und sein Design sowie die Animation sind schlicht genial und in einigen Szenen zum Brüllen komisch. Technisch kann man dem Film nichts vorwerfen. Unfassbar, was das Artdepartment an Designarbeit und Detailreichtum in den Film gepackt hat. Auch das 3D funktioniert prechtig. Dagegen macht es sich die Story an zu vielen Ecken viel zu leicht. Wenn der Junge im Handumdrehen Kampfanzüge entwickelt, zahlreiche Klischees bedient werden oder bestimmte Storywendungen gar keinen Sinn ergeben.
Am Ende handelt es sich mal wieder um einen Film der verpassten Möglichkeiten und die Erkenntnis macht sich breit, dass heutzutage nur noch wenige den Mut haben der Versuchung zu widerstehen ein Aktionfeuerwerk abzubrennen und einen Film von einer oder zwei skurrilen Figuren tragen zu lassen – in diesem Fall dem jungen Hiro und seinem Roboter.
Damit man meinen Geschmack besser einordnen kann, füge ich meiner Rezension zwei Listen zur Orientierung bei:
Gut finde ich: Schlecht finde ich:
Toy Story 1-3 Große Haie – Kleine Fische
Wall-E Ice Age
The Incredibles Die Eiskönigin
The Lego Movie Madagascar
Robot & Frank The Polar Express